Juliana ist Seelenfilmemacherin
Website: www.juliana-katharina.com
Youtube-Kanal: www.youtube.com/@julianakatharina
Facebook: www.facebook.com/JulianaKatharinaVideos
"Ich liebe es, dass das Fühlen völlig frei ist, und dass wir unsere Gefühle einfach fließen lassen und fühlen dürfen, ohne Kategorisierung und ohne Einmischung des kognitiven Verstandes, der immer alles wissen will. Das Herz weiß ja sowieso viel mehr. "
Welche unangenehmen Gefühle sind oder waren mit deiner Weiblichkeit verbunden, und welche Erlebnisse hatten zu diesen Gefühlen geführt?
Juliana: "Juliana ist gar kein richtiges Mädchen!"
Das hatte meine Mutter bei jeder Gelegenheit, wieder und wieder voller Freude und Stolz verlauten lassen.
Einmal hatte mir als kleines Mädchen im Fahrstuhl in der zehnten Etage ein älterer, ziemlich schwerer Mann versehentlich auf den Fuß getreten und bis zum Erdgeschoss darauf gestanden. Erst, nachdem wir ausgestiegen waren und der Mann verschwunden war, habe ich vor Schmerz bitterlich geweint. Diese kleine "Story" (und viele andere dieser Art) hatte meine Mutter immer wieder ganz stolz erzählt, stolz darauf, dass ich als ihre Tochter weder geweint noch etwas gesagt hatte im Fahstuhl. Eben, weil ich „glücklicherweise“ gar kein richtiges Mädchen war.
Ganz offensichtlich und für mich deutlich spürbar, hat meine Mutter damals das „Sich Zusammenreißen“ und sich Anspannen als Stärke empfunden und die wahre Stärke des Weiblichen, seine Zartheit, Weichheit und Verletzlichkeit, als Schwäche gesehen.
Inzwischen sind meine Mutter und ich beide Wertschätzerinnen der Weiblichkeit geworden. Allerdings hat es bei mir viel Entwicklung, Heilung und Bewusstwerdung gebraucht, bevor ich meine Weiblichkeit wertschätzen konnte. Mein für mich gehen und „Vorausgehen“ bei diesem Prozess hat es meiner Mutter dann offenbar auch möglich gemacht, sich selbst für ihre Weiblichkeit anzuerkennen und dementsprechend kann sie jetzt auch mich für weibliche Qualitäten wertschätzen.
Welche positiven Gefühle verknüpfst du mit deiner Weiblichkeit?
Juliana: Wasser bahnt sich seinen Weg.
Ich verknüpfe keine bestimmten, ausschließlich positiven Gefühle mit meiner Weiblichkeit, sondern für mich stehen Gefühle und das Fühlen, das in sich Aufnehmen, das Wahrnehmen und Verinnerlichen, für die Weiblichkeit. So wie das nach (dr-)außen geben, der Ausdruck, für das Männliche steht.
Ich liebe es, dass das Fühlen völlig frei ist, und dass wir unsere Gefühle einfach fließen lassen und fühlen dürfen, ohne Kategorisierung und ohne Einmischung des kognitiven Verstandes, der immer alles wissen will. Das Herz weiß ja sowieso viel mehr.
Das Weibliche ist wie das Wasser und das ist kraftvoll, weil es sich immer seinen Weg bahnt. Anstatt gegen Widerstände anzukämpfen, umspült es sie charmat und fließt daran vorbei oder - wenn der Widerstand sehr hartnäkig ist - reißt ihn das Wasser mit sich, reißt ihn in die Tiefe. Das tut dem Widerstand dann sicher auch mal ganz gut;)!
Auf welche Weise bringst du weibliche Aspekte in deine berufliche Tätigkeit ein?
Juliana: Bei meiner Arbeit gehe ich ins Unbekannte
Ich bringe nicht nur hier und da weibliche Aspekte in meine Tätigkeit ein, sondern bei meiner Tätigkeit spielen weibliche Aspekte die Hauptrolle. Bei jedem Kurzfilm gehe ich ins Ungewisse, Unbekannte, und somit ins Nicht-Wissen und in die Dunkelheit.
Anstatt eine bestimmte Vorstellung zu haben und die Dinge kontrollieren zu wollen, lasse ich alle Vorstellungen los, um dem Raum zu geben, was sich darin zeigen will. Insofern entdecke ich meine Kurzfilme selbst, während ich sie mache. Wie eine Mutter, die keine Erwartungen in ihr neugeborenes Kind projiziert, sondern die freudig und neugierig das neue Wesen entdeckt, das durch sie gekommen ist.
Ich benutze aber auch meine männlichen Fähigkeiten und Qualitäten, denn ohne diese, zum Beispiel ohne Fokussierung (auf z.B. technische Details), ohne das "Dranbleiben und bis zum Ende führen", ohne die Beherrschung der technischen Werkzeuge und ohne das "Nach (Dr-)Außen gehen", ohne die Veröffentlichung des Videos, wäre meine Arbeit gar nicht möglich oder zumindest nicht vollständig.
Wie siehst du dich selbst als Frau in Bezug auf deine Weiblichkeit?
Juliana: Schmerzen haben mich in die Weiblichkeit gezwungen
Ich bin sehr stolz auf meinen Entwicklungsweg in Bezug auf meine Weiblichkeit. Genau das, was in meiner Kindheit an mir abgelehnt wurde, eben sämtliche weibliche Qualitäten, das, was damals meine Wunde war, hat sich zu einem Wunder gewandelt und ist zu meinem Talent, zu meinem inneren Reichtum und dem Quell meiner Schöpferkraft geworden.
Das ist aber nicht von allein passiert, denn ich wollte sehr hartnäckig in die männlich geprägte Welt passen, schließlich hatte ich gelernt, dass es nicht so schlimm ist, eine Frau zu sein, wenn man in diese Welt passt. Insofern haben mich irgendwann immer stärker werdende körperliche Symptome quasi dazu gezwungen, mich zu entspannen, passiv zu sein, mich auch mit Verletzlichkeit und Schmerz anzunehmen, in die Hingabe zu gehen, d.h. letztlich mich dazu "gezwungen", das Weibliche zu leben.
Inzwischen genieße ich es, je nach meinem Gefühl und dem Kontext der Situation, sowohl meine weiblichen als auch auf meine männlichen Energien und Fähigkeiten einzusetzen und beide Prinzipien zu leben.
Wenn das ursprüngliche, das gesunde Männliche und das ursprüngliche, gesunde Weibliche in jedem Einzelnen von uns miteinander spielen und schwingen und sich dabei ergänzen, haben wir eine schönere Welt. Amen:).
Ein Film über Weiblichkeit von Juliana Katharina Christoffel.
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